Krieg, Unwetter, Energie

Warum die Kosten für die neue Rettungsleitstelle für den Landkreis Heidenheim explodieren

Der Bau der neuen Rettungsleitstelle für 450.000 Menschen im Landkreis Heidenheim und im Ostalbkreis wird deutlich teurer als geplant. Erhöhte Sicherheitsstandards sind dafür verantwortlich.

Statt der im Jahr 2020 veranschlagten 16 Millionen Euro kostet der Bau einer modernen integrierten Rettungsleitstelle in Aalen jetzt mehr als 24 Millionen Euro. Das haben die neuesten Berechnungen des beauftragten Architekturbüros ergeben, die Bianca Kneer, Dezernentin für Ordnung und Vorsorge, dem Verwaltungsausschuss des Kreistags vorstellte. Der Landkreis Heidenheim muss 15 Prozent der Baukosten tragen. Das bedeutet: Statt 2,4 Millionen Euro steigt der Anteil auf 3,68 Millionen Euro. Den Rest trägt das Deutsche Rote Kreuz, das Betreiber sein wird, und der Ostalbkreis.

Trotz dieser Kostensteigerung um 50 Prozent segnete der Verwaltungsausschuss des Heidenheimer Kreistags die Planungen ab und empfahl damit dem Kreistag, die Mehrausgaben zu bewilligen. Allerdings gab es zuvor kritische Nachfragen, ob trotz der derzeit sinkenden Baupreise diese Preisexplosion richtig ist. „Wir sind ja da, um aufzupassen, das schmeckt uns gar nicht, da ist Kritik angesagt“, hakte nicht nur CDU-Fraktionsvorsitzender Bernhard Ilg nach.

Warum die Auflagen für kritische Infrastruktur erhöht wurden

Warum der die Kosten jetzt noch einmal steigen, dafür machte Architekt Florian Schramm vom beauftragten Stuttgarter Planungsbüro Harder-Stumpfl-Schramm die erhöhten Sicherheitsstandards verantwortlich. Die Leitstelle sei ein Gebäude der kritischen Infrastruktur. „Der Technikanteil hat sich erhöht, weil Bedrohungsszenarien durch übergeordnete Ereignisse wie Extremwetterlagen, Krieg, Corona, Cyberangriffe die Auflagen massiv verschärft haben“, so der Architekt. Das Innenministerium habe deshalb die Vorgaben für die Planer deutlich erhöht, was bei der ursprünglichen Kostenschätzung nicht berücksichtigt worden sei. Die Baupreise hätten sich zwar mittlerweile stabilisiert, dafür stiegen jedoch die Ausgaben für Sicherheitstechnik aufgrund der weltweiten hohen Nachfrage stark an. Der Technikanteil an den Gesamtkosten läge bei mehr als 50 Prozent.

Dazu kämen die Anforderungen durch das Gebäudeenergiegesetz, die vollständig umgesetzt werden müssten. „Das macht den Bau teurer, reduziert jedoch die Betriebskosten“, sagte Schramm und sprach von 80 Prozent Klimaneutralität im laufenden Betrieb.

„Wir fordern immer mehr Sicherheit, Sicherheit kostet auch Geld. Das ist jetzt exemplarisch dafür.“

Margit Stumpp, Grünen-Fraktionsvorsitzende

Bevor der Kreistag am Montag, 13. Mai, über die Mehrausgaben entscheidet, wird der Architekt nicht nur eine Energiebilanz nachliefern, sondern auch den Mehrwert der Leitstelle berechnen, die durch die erhöhten Standards erreicht wird. Gefordert hatten dies Matthias Kraut (Freie Wähler) und Margit Stumpp (Grüne), die feststellte: „Wir fordern immer mehr Sicherheit, Sicherheit kostet auch Geld. Das ist jetzt exemplarisch dafür.“

Im Juni 2025 soll mit dem Bau der neuen Leitstelle begonnen werden, die gleich neben der bestehenden Rettungswache in Aalen entstehen soll. In Betrieb gehen soll sie Anfang 2028. Jährlich gehen in der Leitstelle rund 150.000 Notrufe aus den beiden Landkreisen ein. Die Mitarbeiter koordinieren von dort aus Rettungseinsätze und den Bevölkerungsschutz der gesamten Region.

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